Presseerklärung zur Mitgliederversammlung Gedenkort Kalmenhof: Rückblick und Ausblick auf das kommende Jahr vom 11.12.21
Der Verein „Gedenkort Kalmenhof e. V.“ hat in seiner Jahresmitgliederversammlung einen neuen Vorstand gewählt und die Entwicklungen rund um das ehemalige Kalmenhof-Krankenhaus sowie den Kalmenhof-Friedhof kritisch beleuchtet.
Im Rückblick auf die Vereinsaktivitäten wurden insbesondere die Erinnerungs- und Gedenkveranstaltungen hervorgehoben, die trotz der Bedingungen der Pandemie durchgeführt werden konnten. Während der Verein vielfältige Kontakte zu Angehörigen knüpfen und somit die Arbeit an Biografien ehemaliger Kalmenhofbewohner ausweiten konnte, war eine Fortführung von Bildungsveranstaltungen vor Ort im abgelaufenen Jahr nicht möglich.
Als Vorstandsmitglieder wurden Jürgen Schmitt, Rainer Ratmann und Martina Hartmann-Menz gewählt. Ganz ausdrücklich begrüßte die Mitgliederversammlung die bereits im letzten Jahr getroffene Entscheidung des Landesamtes für Denkmalpflege, das ehemalige Kalmenhof-Krankenhaus, die Leichenhalle und das umliegende Gelände wie auch den Kalmenhof-Friedhof unter Denkmalschutz zu stellen. Damit, so Rainer Ratmann, sei die vom Verein angestrebte Einrichtung eines Lern- und Gedenkortes im ehemaligen Krankenhausgebäude etwas näher gerückt.
Mit Blick auf den gegenwärtigen Zustand dieses Gebäudes und der Leichenhalle, so die einhellige Meinung, müssten nun aber auch Taten folgen. Deren baulicher Bestand ist zu sichern, denn ihr schlechter Zustand ist offensichtlich. Im Außenbereich des Krankenhauses seien deutliche Zeichen von wiederholtem Vandalismus sichtbar. Gleiches gelte für die Leichenhalle. Am hangseitigen Dach des Krankenhauses sind Schäden von eindringender Feuchtigkeit erkennbar; auch stehen etliche Fenster in dem nicht geheizten Gebäude offen. Die Vereinsmitglieder beauftragten den neu gewählten Vorstand, bald Kontakt mit dem Eigentümer der Immobilie, Vitos Rheingau und dem Landesamt für Denkmalpflege aufzunehmen, um in Erfahrung zu bringen, welche Verpflichtungen Eigentümer denkmalgeschützter Gebäude zur Sicherung der Bausubstanz zu erfüllen haben.
Im Rahmen einer Begehung von Vereinsmitgliedern auf dem Gelände des Kalmenhof-Friedhofs wie auch um das ehemalige Krankenhaus wurde deutlich, dass die im August 2019 gefassten Beschlüsse der „Zukunftswerkstatt“ bis heute noch nicht umgesetzt worden sind. Dazu gehört insbesondere der von der Mehrheit der Zukunftswerkstatt-Teilnehmer*innen formulierte Wunsch, die Namen der auf dem Kalmenhof-Friedhof verscharrten Menschen in würdiger Weise vor Ort zu sichtbar zu machen. Die ausstehende Umsetzung der Beschlüsse der Zukunftswerkstatt wurde insbesondere von Vereinsmitglied Dorothea Sick bemängelt, die für die Mitgliederversammlung eigens aus dem Bodenseekreis angereist war. Dorothea Sick, Autorin der ersten Studie zur Geschichte des Kalmenhofes in der NS-Zeit, hatte sich seinerzeit aktiv in die vom LWV Hessen durchgeführte Zukunftswerkstatt eingebracht. Sie äußerte die Befürchtung, die dort erarbeiteten Vorschläge könnten „in den Schubladen des LWV verschwunden“ sein.
Für das Jahr 2022 plant der Verein „Gedenkort Kalmenhof“ eine Erinnerungsveranstaltung zum 27. Januar (Holocaust-Gedenktag). Auch eine Initiative zur Verlegung von Stolpersteinen für Opfer der Krankenmorde aus Idstein ist in Planung. Die Situation am ehemaligen Kalmenhof-Krankenhaus werden Vereinsmitglieder durch regelmäßige Besuche vor Ort im Blick behalten. .